Seit Hunderten von Jahren setzen chinesische Geschäftsleute, größtenteils aus der Provinz Fujian, nun schon ihre Segel gegen Süden, um sich auf den Philippinen neue Erwerbsquellen zu schaffen. Viele dieser ersten Pioniere blieben im Land. Über die Generationen hinweg haben ihre Nachfahren einen nicht unwesentlichen Teil zum Aufbau eines der erfolgreichsten Geschäftszweige auf den Philippinen beigetragen. Im Bankwesen sowie den Immobilien- und Einzelhandelsbranchen treten sie besonders führend in Erscheinung. Einige Geschäftsleute behaupten sogar, daß Unternehmen mit chinesischen Eigentümern zwischen 50 und 80 Prozent der philippinischen Volkswirtschaft ausmachen.
In den sechziger und siebziger Jahren begann eine beträchtliche Anzahl taiwanesischer Kapitalanleger, ihre Geschäfte nach Süden zu verlagern. Heute ist Taiwan auf den Philippinen nach den Vereinigten Staaten, Japan und Hongkong der viertgrößte ausländische Investor. Der etwa einstündige Flug ist für Taiwans Unternehmer wahrscheinlich nicht mehr ganz so aufregend, wie es die gefährliche Schiffsreise von mehreren Tagen für ihre Vorväter war, aber die Herausforderungen, auf die sie nach der Ankunft treffen, sind allzu oft ähnlich zermürbend.
Vor zwanzig bis dreißig Jahren war der philippinische Binnenmarkt einer der Hauptmotivationsfaktoren für Taiwans Geschäftsleute, nach Süden umzusiedeln. Der Chemiefabrikant David Lih(酈德瑞)und sein Vater verlagerten vor 18 Jahren eine ihrer Fabriken nach Manila. Mit einer anfänglichen Investition von 1,1 Millionen US$ begann Lih, den Farbzusatzstoff Nitrozellulose herzustellen. Derzeit beschäftigt er bei TNC Philippines Inc. 145 Angestellte und vertreibt die gesamte Produktion auf dem einheimischen Markt. "Wir haben uns wegen des hiesigen Marktes entschlossen herzukommen", meint Lih. "Es gab nur wenige Unternehmen in diesem Geschäft und infolgedessen auch keine nennenswerte Konkurrenz."
Ben Liaw(廖芳洲)siedelte seine Lederwarenfabrik Kyoto Leather Goods 1980 aus ähnlichen Gründen nach Manila um; sein angestrebter Markt lag jedoch in den USA. Als Taiwans Wirtschaft in den späten siebziger Jahren enorme Wachstumsraten verbuchte, ahnte er bereits, daß das Land seinen Status als Begünstigte des Allgemeinen Präferenzsystems der UNO (General System of Preferences, GSP), welches Entwicklungsländern Zollvergünstigungen einräumt, bald verlieren würde. Ohne die GSP-Privilegien hätte Liaw in den Vereinigten Staaten Importzölle in Höhe von rund 6,5 Prozent zahlen müssen. Aus diesem Grund entschied er sich, aus einem Land mit einem sichereren GSP-Status zu exportieren. Die Philippinen waren ein geeigneter Kandidat. Liaw hat richtig vorausgeahnt: Taiwan verlor 1985 seinen GSP-Status, aber die Philippinen stehen nach wie vor auf der Liste.
In den Jahren nachdem Lih und Liaw Taiwan verlassen hatten, veranlaßte das steigende Lohnniveau weitere Unternehmer, ihre Betriebe ins Ausland zu verlegen. Die meisten Firmen nahmen vor 1990, als das Investitionsverbot für Festlandchina aufgehoben wurde, Südostasien ins Visier. Taiwans Investitionsvolumen auf den Philippinen wuchs in den achtziger Jahren von 7 Millionen US$ im Jahr 1986 auf 149 Millionen US$ im Jahr 1990 an.
Die größte Anziehungskraft des Landes übten das wettbewerbsfähige Lohnniveau sowie das englischsprachige Umfeld aus. "Da alle anderen Bedingungen in den südostasiatischen Ländern relativ gleich waren, spielten Fremdsprachenkenntnisse die entscheidende Rolle", erklärt Ben Liaw. Um die neunzig Prozent der philippinischen Bevölkerung beherrscht die englische Sprache. Dies erleichtert Verständigungsschwierigkeiten, da taiwanesische Schüler schon in der Oberschule mit dem Englischunterricht anfangen und viele Geschäftsleute ihre Kenntnisse aufarbeiten, um im internationalen Handel effektiv mitwirken zu können. "Hier mußten wir keine neue Sprache lernen, um die Buchhaltung und juristische Dokumente lesen zu können", sagt Liaw.
Als 1990 das Investitionsverbot für Festlandchina aufgehoben wurde, fielen Taiwans Investitionen auf den Philippinen 1991 auf 12,5 Millionen US$ und 1993 gar auf 5,5 Millionen US$. Als Hauptursache für diesen drastischen Rückgang wird das Investitionsfieber auf dem Festland genannt. Auch die instabile politische Lage auf den Philippinen hat hierbei eine Rolle gespielt. Zwischen den Jahren 1986 und 1992 mußte die Präsidentin der Philippinen, Corazon Aquino, sieben Putschversuche des Militärs überstehen. Im Dezember 1989 erregte der bedrohlichste von allen internationales Aufsehen, da ausländische Touristen und Geschäftsleute in einem Hotel im Zentrum von Manila als Geiseln gehalten wurden. Alle Banken, Postämter und Flughäfen blieben für vier Tage geschlossen.
Taiwanesische Investoren behaupten, daß die Presse die Gefahren der politischen Unruhen und die daraus resultierenden Schwierigkeiten übertrieben dargestellt hätten. Ben Liaw betont, daß die Bevölkerung selbst während der schwersten Kämpfe höchst selten in Mitleidenschaft gezogen worden sei. Er selbst sei während seines fünfzehnjährigen Aufenthalts nur einmal betroffen gewesen, als das Bankenviertel beim 89er Putschversuch von Rebellen umringt war.
Andere Investoren stimmen Liaw in diesem Punkt nicht zu. "Für Investoren aus dem Ausland ist politische Stabilität sehr wichtig", sagt David Lih. "Wenn sie von Umsturzversuchen hören, fürchten sie um die Sicherheit ihrer Investition und schauen sich ganz schnell nach Alternativen um."
Als Fidel Ramos 1992 zum Präsidenten gewählt wurde, erhob er politische Stabilität zur höchsten Priorität seiner Regierung. In den letzten drei Jahren hat das Land keinen Putschversuch des Militärs mehr erlebt - obwohl von Zeit zu Zeit vorwiegend von radikalen Moslems, die ihren Stützpunkt auf der südlichen Insel Mindanao haben, immer noch Unruhen ausgelöst werden. Die Regierung arbeitet hart daran, das Image der Unbeständigkeit loszuwerden. "Viele haben den Eindruck, daß die Philippinen kein stabiles Land sind", meint Wang Kai(王愷), stellvertretender Leiter des Taipei Wirtschafts- und Kulturbüros auf den Philippinen. "Die Lage hat sich aber verbessert, seit Präsident Ramos im Amt ist. Es ist tatsächlich in vielen Gebieten des Landes sicherer geworden zu investieren."
Für die Philippinen ist der immer härter werdende Wettbewerb mit ihren südostasiatischen Nachbarn um die Investitionen aus Taiwan und anderen Staaten das größere Problem. In den letzten dreißig Jahren sind die Philippinen, die einst eines der fortschrittlichsten Länder der Region waren, von ihren Nachbarn erst ein- und dann überholt worden. Thailand und Malaysia bieten mit ihren Straßen, ihrer Stromversorgung und ihrer Telekommunikation eine deutlich bessere Infrastruktur und noch dazu den Anreiz eines einheimischen Marktes mit steigender Kaufkraft. Unterdessen bieten Festlandchina und Vietnam weitaus billigere Produktions- und Lohnkosten. Im Spektrum der asiatischen Investitionsziele scheint es, als ob die Philippinen in der Mitte hängengeblieben wären, wo sie weder die Vorteile der Schwellenländer noch die der Entwicklungsländer vorweisen können.
Die Löhne liegen beispielsweise genau in der Mitte: ein wenig niedriger als in Malaysia und Thailand, aber weit über denen, die im Festland, Indonesien und Vietnam gezahlt werden. Trotzdem bleiben sie weit unter dem, was die Lohntüten auf Taiwan enthalten. David Lih's Fabrikarbeiter verdienen 230 US$ im Monat, was im asiatischen Raum nicht gerade als wenig gilt, aber gerade mal ein Viertel dessen ist, was Fabrikarbeiter auf Taiwan erhalten.
Ein wesentlicher Pluspunkt für Taiwans Investoren ist die große chinesische Gemeinde des Landes, die ein intaktes soziales und geschäftliches Netz sowie einige chinesiche Schulen mit sich bringt. Allein in Manila gibt es an die hundert chinesische Schulen. Hier ansässige Geschäftsleute berichten, daß sie selten Animositäten oder Vorurteile von Einheimischen gegenüber Chinesen begegnet seien, was in anderen asiatischen Ländern häufiger vorkommen soll. Auch die Nähe des Landes zu Taiwan ist ein wesentlicher Vorteil. Innerhalb von zwei Tagen können auf dem Seeweg halbfertige Teile zur Endproduktion nach Taiwan geliefert werden.
Ein weiterer Anziehungspunkt ist die Menge an qualifzierten Arbeitskräften. "Unsere hochqualifizierten Arbeitskräfte sind unser größter Vorteil", betont Milfreda Guevarra, Staatssekretärin im Finanzministerium. "Sie sind jung und haben eine gute Ausbildung hinter sich. Daher sind sie sehr zuverlässig und rasch eingearbeitet."
Das Ausbildungssystem der Philippinen ist fortgeschrittener als das der meisten Nachbarstaaten. 94 Prozent aller Erwachsenen haben eine Schule besucht. Bisher haben mehr als elf Millionen Philippinos die Oberschule, etwa eine Million die Universität und ungefähr eine halbe Million eine berufsbildende oder technische Fachschule abgeschlossen. Das ergibt eine Bandbreite qualifizierter Arbeitskräfte, wie sie in keinem anderen ASEAN-Land anzutreffen ist.
Guevarra hebt darüber hinaus den Wert des freundlichen Verhaltens, das in der philippinischen Kultur eine sehr große Rolle spielt, für den Arbeitgeber hervor. Als Beispiel zitiert sie eine vor kurzem veröffentlichte Studie über McDonalds-Angestellte in Asien. Diese Untersuchung ergab, daß japanische Mitarbeiter am effektivsten arbeiteten, daß der freundlichste Service jedoch auf den Philippinen geboten werde.
Dennoch haben die taiwanesischen Unternehmer auch Schwierigkeiten mit ihren philippinischen Arbeitskräften. Das Hauptproblem ist deren Angewohnheit, allzu oft in Streik zu treten. Die Verfassung der Philippinen gibt den Bürgern das Recht zu streiken, welches von den Arbeitern auch wegen geringfügiger Auseinandersetzungen mit dem Management in Anspruch genommen wird. In anderen Ländern der Region wird die Arbeit sehr selten niedergelegt.
Obwohl die Regierung keine Daten bezüglich der Anzahl von Arbeitskämpfen veröffentlicht, behaupten Regierungsvertreter, daß dieses Problem immer seltener vorkomme. "Die letzen Jahre waren schlecht", erzählt Staatssekretärin Milfreda Guevarra. "Aber seit 1993 hat sich die Situation erheblich verbessert." In der Zwischenzeit haben einige Gewerkschaften Schritte unternommen, um potentielle Investoren zu beruhigen. Die Arbeitervereinigung der neuen Freihandelszone in Subic Bay hat das Gebiet zur streikfreien Zone erklärt.
Sowohl David Lih als auch Ben Liaw behaupten, daß sie noch keine Streiks in ihren Fabriken erlebt und auch sonst mit ihren Arbeiten bisher wenig Probleme gehabt hätten. "Man muß mit ihnen reden und ihnen zeigen, daß man sich um sie kümmert", empfiehlt Liaw. "Je mehr man sich mit ihnen auseinandersetzt, desto weniger Probleme hat man mit ihnen." Lih meint, daß das Aufbauen eines guten Arbeitsverhältnisses einen ständigen Zufluß neuer Arbeitskräfte garantiere. "Einige meiner Arbeiter sind seit dem ersten Tag bei mir", sagt er. "Weil sie sich hier wohl fühlen, haben sie auch einige ihrer jüngeren Familienmitglieder zum Arbeiten hierher gebracht."
Auch Leticia Ibay, Direktorin der technischen Serviceabteilung in der Investitionsbehörde, betont, daß es für ausländische Investoren sehr wichtig sei, eine gute Beziehung zu ihren Arbeitnehmern aufzubauen. "Ein 'Guten Morgen' oder ein kleines Lächeln erleichtern den Arbeitgebern ihre Aufgabe", sagt sie. "Um weniger Probleme mit seinen Mitarbeitern zu haben, sollte man sie nicht wie Angestellte behandeln, sondern eher wie Mitglieder eines Teams."
Trotzdem haben einige taiwanesische Arbeitgeber sich darüber beschwert, daß ihre Arbeiter nur widerwillig unter Druck arbeiten oder Überstunden machen. "Die häufigsten Beschwerden meiner Arbeiter gelten dem Arbeitspensum und den Überstunden", berichtet Ben Liaw. Er fügt hinzu, daß das Arbeitspensum auf Taiwan deutlich höher sei. "Philippinos erledigen ihre Angelegenheiten etwas langsamer", sagt er. "Man sollte sich besser daran gewöhnen."
Wegen des starken Wettbewerbdrucks innerhalb der Region hat sich die philippinische Regierung eine Verbesserung des Investitionsklimas als oberstes Ziel gesetzt. Seit Präsident Ramos im Amt ist, hat die Regierung eine Reihe von Entwicklungsprojekten eingeleitet, und die Investoren finden, daß sich die Verbesserungen schon bemerkbar gemacht hätten. Zum Beispiel hat sich die Stromversorgung, eines der drückendsten Probleme Anfang der neunziger Jahre, unter einem dreizehn Jahre und 32 Milliarden US$ umfassenden Erweiterungsprojekt, das 1982 begonnen wurde, erheblich verbessert. Seit Mitte 1994 waren fünfzehn private Kraftwerke im Rahmen des Projekts fertiggestellt. Die Investoren loben einstimmig, daß die häufigen Stromausfälle - bis zu zehn Stunden während der Hauptverbrauchszeit - deutlich zurückgegangen seien.
Die Regierung Ramos erstellte unter den Namen Philippines 2000 einen Sechsjahresplan für wirtschaftliche Entwicklung mit dem Ziel, bis zur Jahrtausendwende ein Schwellenland zu sein. Siebzig Prozent des Haushalts, ungefähr 26,4 Milliarden US$, sind für diverse Infrastrukturprojekte veranschlagt, darunter der Ausbau der Straßen- und Eisenbahnnetze, der Bau neuer Flughäfen sowie die Verbesserung des Telekommunikationsnetzes und der Energieversorgung. Mit Auslandsschulden in Höhe von 36,8 Milliarden US$ ist fraglich, ob genügend Mittel für die Durchführung des ehrgeizigen Plans vorhanden sind, aber die Verantwortlichen haben sich bereits einige Finanzierungsstrategien ausgedacht. Ein wesentlicher Teil des Vorhabens ist die Privatisierung des Bankwesens sowie der Stahl-, Schiffbau- und Mineralölindustrie.
Des weiteren hat die Regierung konkrete Schritte unternommen, um ausländische Investoren anzulocken. 1991 lockerte sie einige Investitionsregelungen, indem mehr Anreize, langfristigere Pachtverträge und liberalere Devisentransaktionen erlaubt wurden. Für Investoren aus Taiwan dürften insbesondere die Regelungen bezüglich der Erhöhung ausländischer Beteiligungen an exportorientierten Unternehmen (alle Unternehmen mit einen Exportanteil von mindestens 60 Prozent werden als ein solches eingestuft) sowie die weitere Öffnung des einheimischen Marktes von Interesse sein.
Die Bemühungen der Regierung der Republik China, ihre Investoren dazu zu bringen, weniger auf dem Festland und mehr in Südostasien zu investieren, ergänzen sich sehr gut mit diesen Anreizen. "Jetzt, da sich die politische Lage beruhigt hat, ist wirtschaftlicher Aufschwung von höchster Wichtigkeit für die Regierung der Philippinen", meint Wang Kai vom Tapei Wirtschafts- und Kulturbüro. "Gerade jetzt braucht das Land ausländische Investitionen am nötigsten, und insofern kommt unsere "Auf nach Süden"-Investitionspolitik genau zum richtigen Zeitpunkt."
1992 unterzeichneten die beiden Regierungen einen Vertrag über Investitionsgarantien. Im darauffolgenden Jahr bewilligte die Regierung der Republik China technische Unterstüzung sowie ein Darlehen in Höhe von 60 Millionen US$ für den Umbau des ehemaligen amerikanischen Marinestützpunkts Subic Bay in eine zollfreie Exportzone. Der Grundstein für die Bauarbeiten wurde im Februar 1994 gelegt.
Die Industriezone Subic Bay ist sehr schnell zum Favoriten der Investoren aus Taiwan avanciert. Als die Amerikaner 1991 ihren Truppenabzug vollzogen hatten, hinterließen sie eine Infrastruktur im Wert von 8 Milliarden US$. Der hohe Standard der Wasser- und Stromversorgung, Straßen, Lagerhäuser und anderen Einrichtungen garantiert einen attraktiven Standort. Die Philippinen und Taiwan werden gemeinsam etwa 300 Hektar Land für die industrielle Nutzung ausbauen. Die erste Phase der Umwandlung von 120 Hektar ehemaliger Militäranlagen für kommerzielle Zwecke ist abgeschlossen, und einige taiwanesische Firmen, unter anderem der Computerriese Acer, haben bereits mit der Fertigung begonnen. Bis zum Juli dieses Jahres hatten 50 taiwanesische Unternehmen hier insgesamt 180 Millionen US$ investiert.
Andere Entwicklungsprojekte mit dem Ziel, ausländische Investoren anzuziehen, sind bereits in Arbeit. Die etwa 1500 Hektar große Aquakulturzone in der Nähe der Stadt Laoag an der Nordwestküste Luzons ist eines der größten. Das Gebiet liegt nur 480 Kilometer südlich von Kaohsiung und kann in 45 Minuten direkt angeflogen werden. Der Landwirtschaftsrat der Republik China hat dieses Gebiet als vielversprechend für die Zucht von Hummern, Garnelen und einer Reihe verschiedener Fischarten erklärt. Noch werden keine Investitionsanträge für das Projekt angenommen, aber das Interesse unter den aquakulturerfahrenen taiwanesischen Geschäftsleuten ist groß.
Nach Angaben der philippinischen Investitionsbehörde wächst das Interesse taiwanesischer Unternehmer stetig an. 1994 stiegen die genehmigten Investitionen im Vergleich zum Vorjahr um fast das Fünfzigfache auf 268 Millionen US$.
Auch wenn jetzt mehr NT-Dollars ins Land kommen, ist dieser Betrag trotz allem im Vergleich zu Taiwans Investitionen in anderen asiatischen Staaten noch sehr gering. Ein Grund dafür ist, daß die Philippinen Investitionen von kleinen und mittleren Betrieben unterstützen. "Wir brauchen in erster Linie kleine und mittlere Betriebe", erklärt Milfreda Guevarra. "Die Landbevölkerung braucht kleinere Unternehmen, die Arbeitsplätze schaffen." Für die Lederwarenfabrik von Ben Liaw zum Beispiel war eine Investitionssumme von nur einer Million US$ nötig, aber sie hat über 1000 Arbeitsplätze erzeugt. "Im großen und ganzen werden alle Industriebranchen [von der philippinischen Regierung] begrüßt.", sagt Liaw. "Solange eine Investition Arbeitplätze bringt, macht es keinen Unterschied, ob sie nun groß oder klein bzw. arbeits- oder technologieintensiv ist."
Ein weiteres Problem für die Auslandsinvestoren ist die schwerfällige Bürokratie. Viele empfehlen Bestechung, um Antragsverfahren zu beschleunigen. "Die Gesetze und Regelungen sind hier sehr weit entwickelt, nur bei der Durchführung hapert es noch", sagt David Lih. "Auf den Philippinen ist der Gesetzesvollzug meistens 'Verhandlungssache'."
Die überwiegende Mehrheit der Investoren glaubt, daß die Philippinen trotz der neuen Sonderwirtschaftszonen in verschiedenen Bereichen noch viel zu verbessern hätten, bevor sie mit anderen ASEAN-Ländern mithalten könnten. "Die philippinische Regierung meint, daß sie die besten Rahmenbedingungen und Anreize geliefert hätte und daß das Land der weltweit attraktivste Investitionsstandort sei", berichtet Ben Liaw. "Aber viele ausländische Investoren sind da anderer Meinung. Die Philippinen haben die niedrigste wirtschaftliche Wachstumsrate im gesamten südostasiatischen Raum."
Die Regierung ist sich dieser Vorbehalte potentieller Investoren durchaus bewußt. "Unsere wirtschaftliche Erholung ist von der Fähigkeit unserer Regierung abhängig, ihre Infrastrukturprojekte umzusetzen", sagt Dante Callas, stellvertretender Direktor der nationalen Behörde für wirtschaftliche Entwicklung. Leticia Ibay von der Investitionsbehörde drückt sich mit einfacheren Worten aus: "Es ist noch ein langer Weg, aber wir haben die richtige Richtung eingeschlagen."
(Deutsch von John B. Motzkuhn)